Thema: SOPs auf landwirtschaftlichen Betrieben
Ort/Datum: Andreas Schlemmer Ca-Re in Bad Bederkesa

Effizienz und Lebensqualität auf Höfen steigern

Betriebs-Coach empfiehlt standardisierte Arbeitsanweisungen einzuführen

Was passiert, wenn der rote Faden auf einem landwirtschaftlichen Betrieb fehlt? Betriebs-Coach und Fütterungsberater Luca Aperdannier weiß es: Der Landwirt und seine Familie büßen an Produktivität, Effizienz und Lebensqualität ein. Am Ende kostet das Geld, Zeit und Nerven. Einen Weg aus diesem Dilemma zeigte Aperdannier den aktiven Bäuerinnen jüngst bei einem Vortrag in Bad Bederkesa auf.

Das A und O für jeden landwirtschaftlichen Unternehmer ist eine gute Struktur mit standardisierten Arbeitsanweisungen für die Mitarbeiter. Abläufe auf dem Hof sollten immer einem einheitlich festgelegten Muster folgen. Das garantiert Sicherheit, verhindert Unfälle, erleichtert die Zusammenarbeit der Angestellten, garantiert Qualität und spart Zeit.

Dafür gibt es einen englischsprachigen Fachbegriff: SOP, diese Abkürzung steht für „Standard Operating Procedure“ und heißt nichts anderes als klar festgelegte Arbeitsaufträge, die der Chef/die Chefin vorgeben.

In Familienbetrieben mit wenigen Angestellten fangen oft die Angehörigen auf, wenn etwas nicht „rund läuft“ oder „liegen geblieben ist“. Dieser Mehraufwand – oft nach Feierabend – taucht in keinem Betriebsabschluss auf. Bei einer klar definierten Arbeitsverteilung und guter Kommunikation untereinander ließe sich das häufig vermeiden.

Das heißt im Klartext: Es müssen Ziele, Zuständigkeiten und Ansprechpartner eindeutig festgelegt werden, die für jeden Mitarbeiter verbindlich und verständlich sind, und zwar nicht als Kontrolle, sondern als Leitfaden. Idealerweise arbeitet das Team an den SOP’s mit, so ist die Akzeptanz viel größer. Hilfreich ist oft, dass Mitarbeiter erfahren, wie groß der finanzielle Verlust ist, wenn bestimmte Normen nicht eingehalten werden.

Aperdannier empfiehlt zudem, den Arbeitsanweisungen Fotos beizufügen, denn „ein Bild sagt mehr als tausend Worte“. So wird zum Beispiel jedem Mitarbeiter deutlich vor Augen geführt, wie der Silohaufen aufgedeckt werden soll. Keiner kann sich später herausreden, er habe nicht gewusst wie diese Aufgabe zu erledigen sei. Um die Motivation zu steigern, können Arbeitgeber Anreize schaffen durch Belohnungen, das kann ein Tankgutschein sein, die Kostenübernahme einer Weiterbildung, ein Sommerfest für das Team oder eine finanzielle Beteiligung an den Führerscheinkosten.

Ein großer Vorteil von dokumentierten Arbeitsanweisungen ist, dass selbst Außenstehende – wie Betriebshelfer – im Notfall wissen, was zu tun ist. Wer sein Management auf dem Hof perfektionieren möchte, der führt neben den Tages- zusätzlich Wochen- und Monatspläne ein und legt so fest, wann Klauenbäder oder die intensivere Melkstandreinigung erfolgen sollen. Der Tipp des Experten: Am besten zunächst mit der größten „Baustelle“ auf dem Betrieb beginnen, danach Schritt für Schritt jeden Bereich durchleuchten und Standards für die Arbeiten festlegen.